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DAS GEDÄCHTNIS

Im Kopf die ganze Welt (1)

Von Dieter E. Zimmer

DIE ZEIT / ZEITmagazin, Nr. 16, 10. April 1987, Seite 34-42, 46-49

© 1987 DIE ZEIT und Dieter E. Zimmer

 

Solange es uns einigermaßen gut bedient, nehmen wir es als selbstverständlich hin. Sobald es uns im Stich lässt, merken wir, was wir an ihm hatten. Tatsächluch muss man sich die Fähigkeit des Erinnerns nur einmal wegdenken, um zu sehen, dass wir ohne sie nichts anderes wären als Steine: ohne unsere Fähigkeit, das, was gewesen ist und nicht mehr ist, in uns festzuschreiben. Die Gedächtnisforschung hat eine Unmenge von Tatsachen über diesen mit unzähligen Details und Assoziationen angefüllten Speicher ans Licht gebracht, über den Vorgang der Speicherung und des Abrufs.

 

Man muss erst beginnen, sein Gedächtnis zu verlieren, und sei's nur stückweise, um sich darüber klar zu werden, dass das Gedächtnis unser ganzes Leben ist ... Unser Gedächtnis ist unser Zusammenhalt, unser Grund, unser Handeln, unser Gefühl. Ohne Gedächtnis sind wir nichts.                                  Luis Buñuel Mein letzter Seufzer(Königstein/Ts.: Athenäum, 1983)

 

WIEDER EINMAL besucht der Psychologe die Krankenhausstation, wieder einmal spricht er dort den Patienten John O'Donnell an. Der Ort ist Boston, das Jahr 1973, der Name des Psychologen (der über den Fall berichtet hat) Howard Gardner.

Gardner: Wie geht's?

Patient: Kann nicht klagen, Herr Doktor.

Was haben Sie so gemacht?

Ach, nur so herumgesessen ... Zeit totgeschlagen ...

Sagen Sie, haben Sie mich schon mal gesehen?

Klar. Bin aber nicht sicher, wo das war. Sie haben sich meines Beins angenommen, nicht?

Was ist denn mit Ihrem Bein?

Na, Sie wissen doch, Herr Doktor, ich habe diese Schmerzen im Bein, und Sie entscheiden, ob ich operiert werden soll.

Haben Sie sonst noch etwas?

Nun ja, manchmal schlafe ich schlecht, aber sonst bin ich ganz wild darauf, hier wieder herauszukommen.

Was macht das Gedächtnis?

Comme ci, comme ça. Für einen Mann in meinem Alter ist's wohl ganz in Ordnung.

Wie alt sind Sie?

Ich bin 1927 geboren.

Dann sind Sie also ...

Mal sehen, Herr Doktor, das vergesse ich nämlich immer wieder, jetzt haben wir ...

Jetzt haben wir welches Jahr?

Also ich muss 34 oder 35 sein, ist ja auch egal.

Sie sind fast 46, Mister O'Donnell. Wir haben 1973.

Bestimmt haben Sie recht, Herr Doktor. Wie dumm von mir. Dann bin ich wohl 45.

Und wer ist Präsident?

Na, das ist mal eine einfache Frage. Das ist, wie heißt er doch, Sie wissen schon, der aus Texas, na, Johnson, Lyndon Johnson.

Und wer ist Vizepräsident?

Da haben Sie mich erwischt. Das sollte ich wissen, aber es ist mir entfallen. Mal sehen, ist es Kennedy?

Welcher Kennedy?

Robert Kennedy, glaube ich. Stimmt das?

Was ist mit John Kennedy?

Ach so, der ist Präsident, wie blöde, wie konnte ich das nur vergessen!

Präsident war 1973 natürlich Richard Nixon, Johnson war es seit 1969 nicht mehr, John Kennedy war seit 1963 tot, Robert Kennedy war nie Vizepräsident gewesen und seit 1968 tot. O'Donnells Schmerzen im Bein lagen über zehn Jahre zurück. Howard Gardner hatte ihn jeden Tag auf der Station besucht und mit ihm gesprochen, seit er vor zwei Monaten in einem Zustand völliger Verwahrlosung und Verwirrung aufgefunden und in die Psychiatrie eingeliefert worden war.

Die Sprache des Patienten war soweit in Ordnung, seine Intelligenz lag über dem Durchschnitt. Er war, heißt es, immer "munter, hilfsbereit und rücksichtsvoll" und hielt sich selber für gesund. Wer ihn nur flüchtig gesprochen hätte, hätte ihn sicher ebenfalls für gesund gehalten, denn er hatte ein großes Geschick entwickelt, allen Fragen auszuweichen, die seine tatsächliche Krankheit offensichtlich gemacht hätten: seine Amnesie, die Krankheit seines Gedächtnisses.

Der Patient litt unter dem Korsakow-Syndrom, benannt nach einem Moskauer Psychiater des 19. Jahrhunderts. Es tritt manchmal nach schweren Vergiftungen auf, am häufigsten bei chronischem Alkoholismus bei gleichzeitigem Vitamin B1-Mangel. Die Krise setzt plötzlich ein – ein Zustand völliger Verwirrtheit. Wenn er sich nach Wochen gibt, bleibt meist eine anhaltende Störung der Merkfähigkeit zurück. An nichts, was er seit der Krise erlebt hat, kann sich der Kranke erinnern (man spricht von einer anterograden oder von der Krise an zeitlich nach vorn reichenden Amnesie); oder wenn, dann nur schwach. Oft ist auch eine gewisse Zeit vor der Krise ausgelöscht oder verwischt (das wäre eine retrograde Amnesie). Aus den zehn Jahren vor der Einlieferung hatte Gardners Patient nur wenige undeutliche Erinnerungen. Er glaubte, noch immer eine Ehe zu führen, die seit Jahren aufgelöst war, meinte kleine Kinder zu haben, obwohl sie lange erwachsen waren. Die Zeit ist für den Korsakow-Kranken irgendwo in der Vergangenheit stehen geblieben, und er weiß es nicht, hält sich für normal, erfindet sich "normal" klingende Erklärungen für seine Gedächtnislücken. Alles ist ihm immer wieder neu. Obwohl er ganz unternehmungslustig scheint, dämmert er buchstäblich ohne Zukunft in seiner Vorvergangenheit dahin – denn was immer ihm Neues begegnet oder was er sich auch vornimmt, es ist ihm gleich wieder entfallen, existiert also praktisch nicht. Seine Aussichten sind schlecht. Wahrscheinlich wird seine Merkfähigkeit nie wiederkehren, wird er also für den Rest seines Lebens hilflos bleiben. Ohne sein Gedächtnis ist der Mensch kein Mensch.

Kann es gar nicht gut genug sein?

In den zwanziger Jahren bekam der sowjetische Psychologe Alexander Luria Besuch. Der sich bei ihm vorstellte, hieß Solomon W. Schereschewskij und war ein knapp 30-jähriger Zeitungsreporter, den sein Chef ins Psychologielabor geschickt hatte, weil er sich auch bei den verwickeltsten Aufträgen nie Notizen zu machen pflegte, sondern alles auch so behielt. Luria testete wie gewünscht sein Gedächtnis – und kam staunend zu dem Schluss, dass es ohne Grenzen war oder er seine Grenzen jedenfalls nicht erreichen konnte. Zwanzig Jahre lang behielt er Schereschewskij im Auge, versuchte in seinen Geist einzudringen, versuchte herauszufinden, wie er das scheinbar Menschenunmögliche zuwege brachte. 1965 schrieb er ein Buch über ihn, die eingehendste Studie eines Falles von Hypermnesie (abnorm starkem Gedächtnis), die wir besitzen.

Schereschewskij konnte sich einfach alles merken. Zahlenkolonnen, Buchstabenfolgen, Wörterlisten, Serien sinnloser Silben, absurde Formeln, später, als er als Gedächtniskünstler auftrat, auch Gedichte, und die sogar in ihm fremden Sprachen – er musste das alles nur zwei, drei Minuten lang ansehen, um es so gut wie fehlerfrei reproduzieren zu können. Nicht nur gleich darauf – selbst Jahre und Jahrzehnte später hatte er es noch so scharf wie am Anfang in Erinnerung.

Wie machte er das? Schereschewskij besaß vor allem eine hypertrophe bildliche Vorstellungskraft. Zu jedem Wort, jeder Zahl, jedem Buchstaben fiel ihm auf der Stelle und ohne sein Zutun ein deutliches Bild ein. Er war zudem auch synästhetisch begabt: Meist fiel ihm nicht nur ein Bild ein, sondern ebenso automatisch auch ein Klang, ein Geruch, ein Tasteindruck. Alle Buchstaben, Zahlen, Wörter erlebte er also sinnlich, jedes auf seine unverwechselbare Art. Dann musste er sozusagen gar nicht mehr das Gedächtnis anstrengen; er musste sich nur die Bilder, die er ursprünglich vor Augen gehabt hatte, aufs neue vorstellen und ihnen sozusagen ablesen, wozu sie ihm eingefallen waren oder was er darin untergebracht hatte. Die Stimmigkeit seiner Rekonstruktion überprüfte er, indem er darauf achtete, dass sich auch wieder die richtigen Klänge und Gerüche einstellten.

"Wenn sich S. eine lange Wörterliste durchlas“, schreibt Luria, "rief jedes Wort ein anschauliches Bild hervor. Und da die Liste recht lang war, musste er eine Methode finden, diese seine Bilder in eine geistige Folge zu bringen. Meistens (und diese Gewohnheit blieb ihm sein Leben lang) verteilte er sie entlang einer Wegstrecke oder Straße, die er sich vorstellte. Manchmal war es eine Straße in seiner Heimatstadt ... oder es war eine Straße in Moskau. Oft ging er vom Majakowskij-Platz aus im Geist die Gorkij-Straße entlang und verteilte seine Bilder auf Häuser, Tore und Schaufenster ... (Um sich zu erinnern), ging er dann einfach – vorwärts oder rückwärts – denselben Weg noch einmal und fand das Bild des von mir genannten Gegenstands ..." Fehler unterliefen ihm dann, wenn er bei der Bildung der Merkbilder ungeschickt vorgegangen war, etwa wenn er ein Ei ausgerechnet vor einer weißen Wand oder einen Schlüssel in einer dunklen Ecke untergebracht hatte. Nicht sein Gedächtnis, seine Wahrnehmung hatte sich in solchem Fall getäuscht.

Schereschewskij nutzte also den Umstand, dass unser aller Gedächtnis für Bilder wenn nicht grenzenlos, so doch ganz außerordentlich groß ist. Der Psychologe Lionel Standing hat versucht, es auszuloten. Er führte seinen Versuchspersonen Dias vor und testete zwei Tage später, wie viele von ihnen sie richtig wiederzuerkennen imstande waren. Waren ihnen 20 Dias gezeigt worden, so erkannten sie alle von ihnen wieder; von 100 waren es 90; von 1000 waren es 77 Prozent; und von 10.000 immer noch 66 Prozent – und sogar mehr noch, wenn es sich um besonders interessante Dias gehandelt hatte. Nichts deutete darauf hin, dass damit eine Grenze erreicht war; höchstens die Grenze der Zumutbarkeit für Versuchsperson wie Experimentator. (Das Gedächtnis für Wörter lag deutlich darunter, das für musikalische Klänge entsprach dem für Wörter.)

Schereschewskij unterschied sich von normalen Menschen vor allem darin, dass ihm Bilder und andere Sinnesassoziationen aufs bereitwilligste zugeflogen kamen, dass sie ungewöhnlich deutlich und darüber hinaus ungewöhnlich langlebig waren.

Aber dies virtuose Gedächtnis hatte seine Schattenseiten. Zum Beispiel hatte er Mühe, die einfachsten Sätze zu verstehen. Jedes Wort rief ein Bild hervor, aber des öfteren kollidierten die Bilder, gerieten durcheinander. Oder er verfolgte ein Bild und nicht den Sinn: "Selbst wenn ich etwas ganz Neues lese, wenn da zum Beispiel eine Treppe beschrieben ist, dann entpuppt sie sich als die in einem Haus, in dem ich einmal gewohnt habe. Ich gehe sie hinauf, und der Sinn des Gelesenen entschwindet mir. Ich kann einfach nicht lesen, nicht studieren, alles kostet mich so schrecklich viel Zeit." Bildliches Sprechen bereitete ihm ebenfalls große Mühe, denn immer mischten sich seine eigenen Bilder ein und wollten wörtlich genommen werden; selbst einfache Gedichte fand er nahezu unbegreiflich. Auch erinnerte er sich einfach an zu vieles. Tafeln voller Zahlen und Buchstaben waren aus seiner Vorstellung nicht mehr zu beseitigen: Er löschte sie im Geist aus, warf sie fort, verbrannte sie – sie kehrten dennoch wieder. Erst als er durch Zufall entdeckte, dass sie verschwanden, wenn er sie einfach wegwünschte, hatte er ein Mittel gegen ihr Zurückfluten.

Luria beschreibt ihn als einen Menschen, der trotz seiner Begabung, ja gerade ihretwegen mit dem Leben nicht zurechtkam. Er schien darauf zu warten, dass irgendein großes Glück seines Wegs käme, wechselte immer wieder den Beruf, war unruhig, unzufrieden: auch er ein Kranker.

Solche Fälle führen uns plastisch vor Augen, was die meisten von uns an ihrem normalen Gedächtnis haben. Man stelle sich vor, wie es wäre, gar nichts mehr vergessen zu können. Schon Samuel Johnson wusste es: "Als Themistokles das Angebot gemacht wurde, ihm die Kunst des Erinnerns beizubringen, erwiderte er, dass ihm die Kunst des Vergessens lieber wäre. Er fühlte die Geister der Not in seiner Vorstellung spuken und hätte seine Gedanken gern mit einem 'Vergessensbalsam' beruhigt. Darin sind wir alle gleich; der Held wie der Weise sind wie die normalen Sterblichen bedrückt vom Gewicht des Lebens, alle scheuen sich vor dem Rückblick, und alle wünschen sich eine Kunst des Vergessens."

Und wenn uns das Gedächtnis nach und nach abhanden käme? Eines Morgens fiele einem nicht nur der oder jener Name, die oder jene Telefonnummer nicht mehr ein, sondern kein Name, keine Nummer, kein Datum mehr, und dann verfiele allmählich all unser Wissen: dass Prousts Recherche ein Roman ist, was ein Roman ist, dass Flüsse zum Meer fließen, dass die Allee vor der Haustür ins Stadtzentrum führt ... Am nächsten Morgen wäre uns, wie dem Korsakow-Kranken, die jüngere Hälfte der eigenen Vergangenheit abhanden gekommen, am nächsten Tag auch die ältere – wir hätten unsere Lebensgeschichte eingebüßt. Dann vergäßen wir langsam die Sprache: erst die übertragene Bedeutung der Metaphern, dann den Sinn der Funktionswörter, dann die Adjektive, die Verben, die Substantive und schließlich die emotionale Bedeutung des Gesprochenen. Darauf gingen uns die Kategorien verloren: Wir wüssten nicht mehr, dass die Hand eine Hand ist – sie wäre nur noch, was wir gerade vor uns sehen, ein einmaliges Ding mit fünf wulstigen Auswüchsen.

        Wir könnten nur noch dahinvegetieren: wüssten nicht mehr, wer wir selber sind, erkennten niemanden und nichts mehr, wären für keine Botschaft mehr erreichbar, unsere Wahrnehmungen wären nur noch ein wirres Kaleidoskop von Reizen ohne Sinn und Verstand. Dann vergäßen wir auch noch, wie man mit einem Löffel hantiert, wie man sich die Zähne putzt oder eine Treppe hinaufsteigt – und wären überhaupt nur noch wie ein lebloses Ding. Zu Menschen macht uns erst unsere Fähigkeit, die eigene Vergangenheit in uns festzuschreiben.

Keine Amnesie ist so vollständig. Immer fallen nur einige Funktionen des Gedächtnisses aus, und das ist regelmäßig schlimm genug. Gerade auch die Beobachtung von Amnesien hat klargemacht, dass es "das Gedächtnis" als eine Einheit nicht gibt. Was wir "das Gedächtnis" nennen, ist ein Bündel verschiedener Funktionen, die normalerweise zusammenwirken, aber auch getrennt beeinträchtigt oder ausgeschaltet sein können.

Die experimentelle Gedächtnisforschung ist ziemlich genau hundert Jahre alt. Hermann Ebbinghaus, damals Privatdozent der Philosophie in Berlin, hatte fünf Jahre lang Versuche mit seinem eigenen Gedächtnis angestellt. Sie bestanden vor allem darin, dass er sich Reihen sinnloser Silben wie DAX, ROP, CEG einprägte und dann feststellte, wie schnell er wie viele davon wieder vergaß (genauer: wie lange er jeweils brauchte, um sie nach einiger Zeit noch einmal zu lernen). 1885 veröffentlichte er darüber sein Buch Über das Gedächtnis.

Es stellte die zumindest in der Psychologie berühmte "Vergessenskurve" vor. Sie zeigt, dass man am ersten Tag nach dem Lernen am meisten vergisst, am zweiten und dritten auch noch viel, aber vom fünften Tag an wird die Kurve flach, und was bis dahin übrig geblieben ist, geht nur langsam verloren.

Ebbinghaus' Beispiel verleitete Generationen von Psychologen, das Gedächtnis vorwiegend in seiner Manier zu untersuchen: im Labor, anhand künstlicher kleiner Aufgaben, wie sie im Leben nie vorkommen. In der übersichtlichen Situation des Labors konnte man hoffen, alle störenden äußeren Einflüsse auszuschalten. Und sinnloses Material wie Ebbinghaus' Nonsens-Silben sollte es sein, damit nicht die für jeden etwas andere Bedeutung dessen, was da versuchsweise gelernt wurde, die reine Gedächtnisleistung verzerrte. Eine Reihe richtiger Wörter wie TORTE, TANTE, TASSE behielte wahrscheinlich der besser, der gerade eine Tante in die Konditorei begleiten musste. Solche Subjektivitäten schienen unerwünschte Verunreinigungen, wo man im Gefolge von Ebbinghaus die allgemeinen Gesetzlichkeiten des Gedächtnisses zu erkunden gedachte.

Erst in den letzten Jahren kommt man darauf, dass es vielleicht doch nicht der richtige Weg war. Der schärfste Kritiker der Ebbinghaus-Tradition ist heute Ulric Neisser, einer der führenden kognitiven Psychologen: "Die Ergebnisse eines Jahrhunderts psychologischer Gedächtnisforschung sind reichlich entmutigend. Wir haben sichere empirische Regelhaftigkeiten herausbekommen, aber die meisten sind so offensichtlich, dass jeder Zehnjährige sie ohnehin schon kennt. Wir haben Entdeckungen gemacht, aber sie betreffen das Gedächtnis nur am Rande ... Wir haben eine intellektuell imposante Gruppe von Theorien, aber können nicht darauf bauen, dass sie uns sinnvolle Einsichten in natürliches Verhalten eröffnen." All die psychologische Fleißarbeit: nicht unnötig, nicht falsch, aber einigermaßen irrelevant. Es sei an der Zeit, ernstlich zu erforschen, wie das Gedächtnis im Lebensalltag funktioniert.

Die klassische Vergessenskurve, so fand man zum Beispiel, ist irreführend. Im Leben vergisst man viel langsamer. Zum einen liegt das daran, dass Ebbinghaus zu viele gleichartige Silbenreihen zu lernen versuchte und sie mit der Zeit immer stärker durcheinander brachte. (Die Psychologie nennt das Interferenz.) Zum ändern hängt die Güte unseres Gedächtnisses ganz stark gerade davon ab, wie bedeutungsvoll wir finden, was da auf uns einstürmt. Unverbundene, für uns sinnlose Fakten vergessen wir am allerschnellsten. Sinnlose Buchstaben- und Zahlenkolonnen haften nicht gut. Sie sind darum sogar denkbar ungeeignet, die Gesetze des menschlichen Gedächtnisses zu studieren.

Zum Vergessen liegen inzwischen einige "naturalistische" Untersuchungen vor, insbesondere von dem amerikanischen Psychologen Harry P. Bahrick. Er interessierte sich zum Beispiel dafür, wie gut wir uns das Leben über an die Gesichter und Namen unserer Schulkameraden erinnern. Natürlich haben wir die meisten keineswegs nach vier oder fünf Tagen vergessen. Noch nach vier Jahren erkannten Bahricks Probanden über 90 Prozent der Namen richtig wieder und noch nach acht Jahren über 90 Prozent der Gesichter. Selbst nach fast 50 Jahren erinnerten sie sich durchschnittlich noch an etwa 70 Prozent.

Eine andere Studie fragte danach, was von einer Fremdsprache (in diesem Fall Spanisch) hängen bleibt, die wir in Schule und Universität gelernt haben, wenn wir sie nicht weiter üben. Hier fand Bahrick eine relativ steile Vergessenskurve während der ersten drei bis sechs Jahre. Was diese Zeit überstand, war dann jedoch ziemlich sicher. Danach nämlich wurde über dreißig Jahre lang so gut wie gar nichts weiter vergessen. Wie viel im Einzelfall übrig blieb, hing fast ausschließlich davon ab, wie lange und wie gründlich der Betreffende einmal Spanisch gelernt hatte.

Einen originellen Selbstversuch machte die Psychologin Marigold Linton. Sechs Jahre schrieb sie Tag für Tag auf, was ihr zugestoßen war, jedes Ereignis auf eine eigene Karteikarte – "In Paris auf dem Flughafen Orly gelandet", "Autopanne" und so fort. So kamen über 5500 Karten zusammen. Jeden Monat nahm sie aufs Geratewohl 150 aus dem Stapel, las sich die Notizen, aber nicht die auf den Rückseiten notierten Daten durch und versuchte sich zu erinnern, wann und wie sich der betreffende Vorfall zugetragen hatte. Sie stellte fest, dass sie pro Jahr, welches zwischen ihrem Erinnerungsversuch und den verschiedenen Vorfällen lag, gleichmäßig etwa fünf bis sechs Prozent von ihnen vergaß - nach sechs Jahren waren etwa 30 Prozent vergessen. Ihre Vergessenskurve sah also ganz anders aus als die von Ebbinghaus: Sie fiel nicht erst stark und dann immer sachter, sie stieg vielmehr mit leichter Beschleunigung, aber im wesentlichen fast linear an.

Auch bei den Vorfällen, an die sie sich erinnerte, gingen ihr jedoch mit der Zeit immer mehr Details verloren. Erinnerungen an ähnliche Episoden verschmolzen miteinander und ließen sich nicht mehr trennen; sie hatte neu entdeckt, was deutsche Psychologen das "Gesetz der Reihe" getauft hatten– den Umstand, dass unser Gedächtnis ähnliche Vorkommnisse gern miteinander verschleift und nur einige für die ganze Reihe typische Züge behält. Fragt man uns, ob wir vielleicht vor 20 oder 30 Jahren einmal Ballon gefahren sind, so wissen wir die Antwort wahrscheinlich auf Anhieb. Fragt man aber, ob wir am vorletzten Dienstag Auto gefahren sind, so müssen wir lange nachdenken. Wahrscheinlich fällt es uns gar nicht ein; wir können es nur indirekt erschließen. Unser Gedächtnis ist so organisiert, dass es herausragende Ereignisse vorzüglich behält; Routineereignisse aber verschwimmen. Wenn sich Präsident Reagan auf das allgemein menschliche Los des Vergessens beruft ("Wer kann schon angeben, was er am letzten 8. August genau gemacht hat?"), um sich dafür zu entschuldigen, dass er nicht mehr wisse, ob er den Waffenhandel mit dem Iran vorher oder nachträglich gutgeheißen habe, erweist er sich unwissentlich einen Bärendienst.

Denn wenn er nicht lügt und sich tatsächlich nicht erinnert, so verrät er damit, dass er das Geschäft seinerzeit für barste Routine gehalten hat – und dass es also um sein Urteilsvermögen nicht gerade gut steht.

Am besten hafteten auch in Lintons Selbstversuch ungewöhnliche Vorfälle, die schon im Augenblick, da sie eintraten, einen heftigen und tiefen gefühlsmäßigen Eindruck gemacht und sich außerdem in das spätere Leben hinein ausgewirkt hatten - die "Wendepunkte".

Solche Ergebnisse untermauern den Verdacht, dass die "allgemeinen Gesetze des Gedächtnisses" nur in der Natur zu finden wären, nicht aber in der Künstlichkeit der Laborsituationen. Das Gedächtnis ist keine einheitliche und alle Aufgaben auf die nämliche Weise bewältigende Apparatur. Was wir unter dem Begriff Gedächtnis zusammenfassen, ist ein Ensemble von verschiedenen Systemen, und was für das eine von ihnen gilt, kann für das andere völlig falsch sein.

 

Lässt sich das Gedächtnis verbessern?

Wer sich dafür interessiert, ob ihm die Wissenschaft nicht eine Gedächtnishilfe zu bieten hat, will in Wirklichkeit ein Wunder. Ratschläge wie der, er solle sich doch alles, was er unbedingt behalten will, an einer rechtzeitig wiederauffindbaren Stelle notieren, wird er mokant von sich weisen: Das könne natürlich jeder, und so war seine Frage nicht gemeint. Er wollte vielmehr wissen, ob es nicht eine Tablette gibt, um dem tagtäglichen Gedächtnisschwund zu begegnen; oder ob man nicht eine Technik lernen kann, die diese fatalen Gedächtnislücken in Zukunft ein für allemal ausschließt.

Immer wieder werden Mittel und Wege zu einem perfekten Gedächtnis angepriesen. Wunder aber gibt es nicht. Das Urteil über die Wundermethoden hat Samuel Johnson schon 1759 gesprochen, und es gilt noch heute: "Um dieser Schwäche unserer Natur abzuhelfen, wurden schon viele Methoden vorgeschlagen; sie alle kann man zu Recht im Verdacht haben, wirkungslos zu sein. Denn keine Gedächtniskunst, soviel Lob und Bewunderung ihr auch zuteil wurde, ist je in allgemeinen Gebrauch gekommen." Auch spräche das Beispiel ihrer Befürworter nicht eben für die Wirksamkeit dieser Methoden: Keiner von ihnen wurde selber zu einem überzeugenden Gedächtnisvirtuosen.

Dass der Gedächtnisverfall medikamentös aufzuhalten ist, ist immerhin nicht prinzipiell ausgeschlossen. Seit langem hat man vor allem zwei Substanzen im Auge, das Hormon Vasopressin – ein Peptid – und das pflanzliche Alkaloid Physostigmin. Sie wurden an Tieren und vorsichtig auch an Menschen ausprobiert, sogar mit begrenzten Erfolgen. Aber bis es in jeder Apotheke wirklich effektive Gedächtnistonika zu kaufen gibt, hat die Pharmakologie noch einen weiten Weg vor sich.

Nichts spricht dafür, dass die Gedächtnistheorie des Sherlock Holmes richtig ist. Holmes und viele mit ihm meinten, es liege sozusagen am Platzmangel, wenn einer sich nicht merken kann, was er sich merken müsste. Sein Speicher sei dann eben voll, und ihm bleibe nur übrig, unnützes Wissen hinauszuwerfen und so wieder Platz zu schaffen. "Sie können mir glauben", erklärt er seinem ungläubigen Adlatus Watson einmal, "dass, sobald die Kammer einmal voll ist, jede Wissenserweiterung zu einem Gedächtnisverlust an anderer Stelle führt." Absichtlich habe er selber darum vergessen, dass die Erde um die Sonne kreist, und auf diese Weise Raum für seine eingehenden kriminologischen Kenntnisse geschaffen. Aber damit verkannte er das Gedächtnis gründlich. "Platz" genug stellt es bereit, wohl mehr, als die meisten von uns je in Anspruch nehmen. Wenn es versagt, dann nicht, weil es "voll" wäre, sondern weil die Prozesse der Einspeicherung und des Wiederfindens nicht funktionieren oder weil seine Inhalte nicht gut genug organisiert sind. Holmes hat sich umsonst zum Teilidioten gemacht.

Einem unsterblichen Gerücht zufolge wird das Gedächtnis besser, wenn man es nur genug trainiert. Auswendiglernen soll ein gutes Fitnesstraining darstellen. Manche bringen es darin tatsächlich zu atemberaubenden Leistungen. Es wird von iranischen Koranschülern berichtet, die im Laufe von sieben, acht Jahren den gesamten Koran memoriert haben – und das in dem für sie unverständlichen Arabisch. Oder von Talmudschülern, die nicht nur alle zwölf Bände des Babylonischen Talmud auswendig wussten, sondern dazu ein derart genaues Bild jeder Seite im Kopf trugen, dass sie genau angeben konnten, welches Wort an einer bestimmten, beliebig herausgegriffenen Stelle stand. (Überlegenes Verständnis des Textes wurde ihnen nicht bescheinigt.)

Aber das Gerücht, dass Auswendiglernen das Gedächtnis verbessere, ist seit langem widerlegt. Schon der Begründer der wissenschaftlichen Psychologie in Amerika, der Philosoph William James, hatte Ende des vorigen Jahrhunderts einen entsprechenden Selbstversuch gemacht. Er testete, wie schnell er Verse lernen konnte. Dann lernte er in 38 Tagen das erste Buch von Miltons Verlorenem Paradies auswendig, durchschnittlich 21 Verse pro Tag. Und dann testete er noch einmal, wie schnell er nunmehr lernte. Seine Leistung war nicht nur nicht gestiegen; sie war um sieben Prozent gesunken.

Ähnliche Experimente wurden in der Folge mehrmals gemacht. Durchweg war der Ausgang negativ. 1978 untersuchte ein Psychologe in Marokko eine Gruppe von Koranschülern. Ihre Hauptaufgabe bestand Tag für Tag darin, die Suren des Koran auswendig zu lernen. Diese tägliche Übung aber hatte ihrem Gedächtnis überhaupt nicht genützt. Bei anderen Aufgaben schnitten sie sogar unterdurchschnittlich ab.

Im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit wurden raffinierte Mnemotechniken ausgearbeitet und empfohlen. Im wesentlichen bestanden sie darin, irgendein bekanntes System von Begriffen zu nehmen und dann an jeden von ihnen einen Begriff aus dem zu memorierenden System zu koppeln – etwa an das System der Planeten das der Engelhierarchien oder umgekehrt. Praktisch hat sich keine von ihnen durchgesetzt. Für begrenzte Zwecke mag die eine oder andere dennoch nützlich sein.

Jeder zum Beispiel hat Bekanntschaft mit Merkversen gemacht: "Drei-drei-drei bei Issos Keilerei" oder "Es Geht Hurtig Durch Fleiß / Fritz Aß Citronen-Eis". Ich selber musste einmal die ganze lateinische Grammatik in Form von Reimen lernen ("Nach Verben der Bewegung, statt 'ut' [final] um-zu / [für objektlose Verba] Supin auf 'um' wähl du!") und kann versichern, dass die Methode auch die bescheidensten Lateinkenntnisse erfolgreich verhindert, auch wenn die Verse bis heute noch sitzen.

Die bekannteste und älteste Mnemotechnik stammt von dem Griechen Simonides. Er war Gast bei einem Festbankett und wurde hinausgerufen, kurz bevor der Saal zusammenstürzte und alle anderen Teilnehmer begrub. Ihre Leichen waren so entstellt, dass sie nicht zu identifizieren waren. Aber Simonides hatte eine deutliche bildliche Erinnerung daran, wer wo gesessen hatte – und so gelang mit seiner Hilfe die Identifizierung denn doch. Die Simonides-Methode macht sich das überlegene Bildgedächtnis der Menschen zunutze. Größere Mengen verschiedener Objekte merkt man sich ihr gemäß, indem man sie in bildliche Vorstellungen hineinarbeitet. Praktisch könnte es so vonstatten gehen, dass man sich eine wohlbekannte Wegstrecke – etwa von der Wohnung zum Zeitungsladen – vorstellt und an einzelnen Punkten entlang des Wegs nacheinander all jene Dinge unterbringt, die man sich merken will: ein Brötchen auf der Fußmatte, eine Zeitung hingebreitet auf den Treppenstufen ... Jedes Bild muss man sich ein paar Sekunden lang deutlich vorstellen. Später schreitet man dann den Weg in Gedanken ab und sieht sich an, was man dort "versteckt" hat. Wem es nicht so leicht fällt, deutliche Bildvorstellungen zu erzeugen und sich zurückzurufen, wird die Methode jedoch umständlicher finden, als die Liste ohne jede Technik auswendig zu lernen.

Eine verwandte, oft empfohlene Mnemotechnik besteht darin, die zu merkenden Dinge zu Bildvorstellungen zu verknüpfen. Wer sich etwa "Mücke" und "Bürste" merken will, soll sie zu einem Bild vereinen. Lange hielt man möglichst absurde Bilder – eine sich bürstende Mücke – für besonders effektiv. Das aber trifft offenbar nicht zu. Die Leute meinen nur, an absurde Bilder könnten sie sich besser erinnern. Tatsächlich erinnern sie sich besser an ganz normale – etwa an das einer Bürste, über die eine Mücke kriecht. Desgleichen findet man Dinge dann besser wieder, wenn man sie an ganz normalen Orten versteckt. Der Schlüssel, den man nicht unter die Fußmatte gelegt hat, sondern hinter den Gaszähler, hat größere Chancen, dort für alle Zeiten in Frieden zu ruhen.

Die wirksamsten Gedächtnishilfen aber sind die, bei denen es ganz mit rechten Dingen zugeht.

Oft beschuldigen wir unser Gedächtnis, wenn es gar nichts dafür kann. Um noch einmal den Menschenkenner Doctor Johnson zu zitieren: "Die wahre Kunst des Gedächtnisses ist die Aufmerksamkeit." Was wir für Gedächtnislücken halten, sind oft nichts anderes als Aufmerksamkeitslücken; was wir unserm Gedächtnis niemals anvertraut haben, können wir von ihm auch nicht zurückverlangen. Dass wir uns an einen Aufsatz oder einen Namen nicht erinnern, könnte sehr wohl daran liegen, dass wir nur zerstreut gelesen oder bei der Vorstellung nicht richtig zugehört haben. Zur Aufmerksamkeit aber kann man sich – in Grenzen – selber nötigen.

Bei der Vorstellung zum Beispiel empfiehlt es sich, den anderen genau anzusehen, genau auf den Namen zu hören, gleich zurückzufragen, wenn man ihn nicht richtig verstanden hat (in keinem Augenblick ist das weniger unhöflich als in diesem), sich etwas zu dem Namen vorzustellen und Name und Gesicht nach ein paar Minuten und dann in immer größeren Abständen zu rekapitulieren.

Der Lesestoff haftet am besten, wenn wir beim Lesen voll bei der Sache sind, ihn im Anschluss noch einmal überdenken, ihn uns in unseren eigenen Begriffen zurechtlegen, ihn bewusst auf eigene Art organisieren, ihn anderen zu erzählen versuchen, ihn auf diese Weise möglichst vielfach mit Dingen verknüpfen, die wir schon wissen, ihn uns also aktiv und nicht bloß passiv-rezeptiv aneignen.

Das Wissen hat bessere Chancen, unsre Vergesslichkeit zu überleben, wenn wir es auf möglichst vielfältige und eindrucksvolle Art erworben haben – wenn wir etwa ein trockenes Faktum auch mit einer Bildvorstellung oder einer erinnerungswürdigen Episode verbinden.

Helfen mag dann und wann auch, dass das Gedächtnis situations- und stimmungsabhängig ist. Was es in einer bestimmten Situation oder Gemütslage aufgenommen hat, gibt es am ehesten in einer ähnlichen Situation oder Stimmung wieder her. Was wir uns bei einer bestimmten Musik eingeprägt haben, fällt uns bei eben dieser eher wieder ein (nicht bei irgendeiner Musik, und auch nicht bei Stille, die doch der Konzentration nützen soll). Der englische Gedächtnisforscher Alan Baddeley hat Tauchern drunten allerlei Material zu lernen gegeben; unter Wasser erinnerten sie sich daran später besser als an Land. In der Gerichtspraxis macht man sich das vielfach zunutze: Am Tatort, unter den Bedingungen der Tat fällt den Zeugen oft manches ein, was vorher verschollen schien.

 

Wie gut haben Sie Gedichte im Kopf?

Robert Gernhardt hat eins der berühmtesten deutschen Gedichte umgedichtet – und damit gleichzeitig ein Gedicht über die leidige Unzuverlässigkeit des Gedächtnisses geschrieben. Wir lachen darüber – und meinen wohl, uns könnte das nicht passieren. Aber wie viele seiner Lücken, Verdrehungen und falschen Ergänzungen könnten Sie selber richtigstellen ? Es enthält deren fünfzehn:

Terzinen über die Vergesslichkeit
nach Kuno von Hofmannsthal

Noch spür ich ihren Dingens auf den Wangen:
Wie kann das sein, dass diese nahen Tage
Dings sind, für immer fort, und ganz vergangen?

Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,
Und viel zu kommnichtdrauf, als dass man klage,
Dass alles gleitet und vornüberrinnt.

Und dass mein eignes ... Na! durch nichts gehemmt,
Herüberglitt aus einem Kind? Ja, Kind,
Mir wie ein Hut unheimlich krumm und fremd.

Dann: dass ich auch vor Jahren hundert war
Und meine Ahnen, die im roten Hemd,
Mit mir verdingst sind wie mein eignes Haar.

So dings mit mir als wie mein eignes Dings.

               Aus: Wörtersee. Frankfurt am Main: Zweitausendeins, 1981

 

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